Um subjektive Maßstäbe bei der Spachteltechnik auszuschließen, wird im Trockenbau beim Spachteln zwischen vier genau festgelegten Qualitätsstufen unterschieden, die im IGG Merkblatt 2 festgehalten sind. Wird vertraglich keine besondere Qualität festgelegt, gilt die Standardverspachtelung Q2 als vereinbart.
Entscheidend bei der Beurteilung der Oberflächenqualität von Trockenbauwänden und – Decken sind die Lichtverhältnisse. Um Missverständnisse zwischen Auftraggeber und Fachunternehmer zu vermeiden, sollte dafür gesorgt werden, dass am Arbeitsplatz vergleichbare Lichtbedingungen herrschen. Dabei macht es einen großen Unterschied, ob es sich um natürliches oder künstliches Licht handelt, ob es direktes Licht oder Streiflicht gibt. Grundsätzlich gilt: je direkter und greller die Lichteinstrahlung, desto eher gehen Fehler in der Spachteltechnik unter.
Q1 – DIE GRUNDVERSPACHTELUNG
Für Oberflächen, an die keine optischen, dekorativen Anforderungen gestellt werden, ist eine Grundverspachtelung (Q1) ausreichend. Diese umfasst das Füllen der Stoßfugen der Gipskartonplatten und das Überziehen der sichtbaren Teile der Befestigungsmittel. Überstehendes Spachtelmaterial ist abzustoßen. Werkzeugbedingte Markierungen, Riefen und Grate sind zulässig.
Hinweis: Diese Oberflächenqualität ist geeignet als technische Verspachtelung z. B. für Brandschutzkonstruktionen in Zwischendeckenbereichen oder unter keramischen Belägen.
Q2 - DIE STANDARDVERSPACHTELUNG
Die Verspachtelung nach Q2 umfasst die Grundverspachtelung (Q1) sowie ein anschließendes Nachspachteln (Finish) bis zum Erreichen eines stufenlosen Übergangs zur Plattenoberfläche. Diese Oberflächenqualität ist u. a. als Untergrund für matte, füllende, mittel- und grobstrukturierte Anstriche/Beschichtungen (z. B. Dispersionsanstriche), die manuell mit Lammfell- oder Strukturrolle aufgetragen werden, Raufaser und Strukturprofiltapete, oder dekorative Oberputze geeignet. Abzeichnungen, insbesondere bei Streiflichtsituationen, sind bei dieser Qualität nicht auszuschließen.
Q3 – VERSPACHTELUNG MIT HOHEN ANFORDERUNGEN
Bei erhöhten optischen Anforderungen an die gespachtelte Fläche ist nach der Standardverspachtelung (Q2) ein breiteres Ausspachteln der Fugen sowie ein scharfes Abziehen der restlichen Kartonoberfläche zur Herstellung eines Porenverschlusses durchzuführen. Im Bedarfsfall sind die gespachtelten Flächen der Kartonoberfläche zu schleifen. Auch mit dieser Maßnahme sind im Streiflicht sichtbar werdende Abzeichnungen nicht völlig auszuschließen, sie werden jedoch gegenüber Q2 weiter minimiert. Q3- Oberflächen sind als Untergrund für matte, feinstrukturierte Anstriche / Beschichtungen, dekorative Oberputze und feinstrukturierte Wandbekleidungen geeignet.
Q4 – DIE VOLLFLÄCHENVERSPACHTELUNG
Eine Oberflächenqualität, die höchsten Anforderungen genügt, ist nur über ein vollflächiges Spachteln (bis etwa 1 – 3 mm Schichtdicke) oder Abstucken der Oberfläche zu erreichen. Q4 umfasst zunächst die Standardverspachtelung (Q2) und ein breiteres Ausspachteln der Fuge und anschließend ein vollflächiges Überziehen und Glätten der gesamten Oberfläche. Nur Oberflächen der Qualitätsstufe Q4 sind für glatte oder strukturierte Wandbekleidungen mit Glanz wie Metall- oder Vinyltapeten geeignet. Auch bei dieser Oberflächenbeschaffenheit sind Oberflächeneffekte bei Streiflichtsituationen nicht gänzlich auszuschließen.