Die Idee einer temporären Kunsthalle auf dem Berliner Schlossplatz hatte sich aus der Ausstellung „36 x 27 x 10“ entwickelt, die 2005 im White Cube stattfand, einer in den ehemaligen Palast der Republik eingestellten Ausstellungsbox. Der enorme Erfolg der Ausstellung rückte das große Potential an zeitgenössischer internationaler Kunst, und zugleich das Fehlen einer Kunsthalle in Berlin ins öffentliche Bewusstsein. Verschiedene Initiatoren und Förderer setzten sich seitdem für das Projekt ein und gewannen den Architekten Adolf Krischanitz für den Entwurf des Gebäudes. Krischanitz konnte auf einen großen Erfahrungsschatz an bereits realisierten Ausstellungsbauten und auch temporären Konstruktionen zurückgreifen, wie beispielsweise die Temporäre Kunsthalle auf dem Karlsplatz in Wien von 1992. Im Oktober 2007 erteilte der Berliner Senat unter dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit Krischanitzs Entwurf den Zuschlag.
Zwei Jahre lang werden nun im historischen Zentrum Berlins, direkt an der Spree gelegen, wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Künstler gezeigt. Die Fassaden des Gebäudes werden dabei selbst zu Ausstellungsflächen und dienen der Präsentation von Kunst: Weit sichtbar, „mit Strahlkraft in den öffentlichen Raum“, verleiht die im Wechsel von verschiedenen Künstlern gestaltete Hülle aus Siniatplatten der 56 x 20 Meter großen und elf Meter hohen Box eine „nachhaltige Wirkungspräsenz“, so der Architekt. Mit dieser ebenso symbolträchtigen wie provokanten Idee inszeniert er die Kunsthalle selbst als Kunstobjekt. Die erste Außenbespielung auf der „Siniat-Leinwand“ ist ein Entwurf des documenta-Künstlers Gerwald Rockenschaub. Sie zeigt pixelartig abstrahierte weiße Wolken auf leuchtend blauem Grund.